Der österreichische Architekt Konrad Frey (*1934) zählt zu den bedeutendsten Vertretern der „Grazer Schule“. 1972 entwarf er mit dem Haus Fischer am Grundlsee das erste Solarhaus Österreichs. Seine Experimente zur Nutzung der Sonnenenergie wirkten sich auch auf sein Architekturverständnis und die Konzeption seiner Entwürfe aus. Der Leitgedanke seines Werks besteht darin, die Ideen der Moderne in Bezug auf regionale Gegebenheiten und nachhaltige Ressourcennutzung anzuwenden. Sein Augenmerk lag dabei immer auf Funktionalität und Flexibilität, aber auch der atmosphärischen Wirkung der Räume.
Der Werkkatalog in der Form einer digitalen Datenbank mit kritischen Kommentaren ist das Ergebnis der Auswertung unveröffentlichter Quellen und der interdisziplinären Neukonzeption der Energieeffizienz prototypischer Solarhäuser.
Herausgeber: Anselm Wagner
Verfasserinnen: Ingrid Böck, Sophia Walk
© Foto: Angelo Kaunat
Katalog
Einfach ein zeitgenössischer Schuppen
Diagramm einer Wohngruppe
Leuchtturm im Archipel der Altstadt
Haltestelle der Utopie
Leben wie im Weltraum
Wohnen im Universalwerkzeug
Konstruktive Mobilität
Environmental Jukebox
Anzug statt Stall
Gebautes Netzwerk
Organigramm der Zukunft
Glaskuppelspiel
Innenraum mit Zippverschluss
Offener White Cube
Ein japanisches Teehaus im Salzkammergut
Peripheres Sehen
Alpine Papierarchitektur
Am Sonnendeck
Ein wohltemperiertes Pflanzenhaus
Das Gewächshaus als Kollektor
Flugdach für Sonnenkollektoren
Experimentelle Bau-Energie-Systeme
Fahrende Forscher
Laboratorium for Living
Eine Traglufthalle wäre ideal
Dekonstruktivistisches Glashaus
Ein Troadkasten für Kinder
Duschen unter Sternen
Reorganisierter Grundriss und überbordendes Wasser
Die Anfänge der Barrierefreiheit
Open Office
Zwischengedinge
Ehrenhof mit offener Ecke
Thermische Sanierung mit den Bewohnern
Fabrik im Flussbett
Geringe Kosten, hohe Wohnqualität
Schule mit Weitblick
Ein Grazer Centre Pompidou
Vorausschauende Nützlichkeit
Heavy Metal
Wie ein Baugerüst mit Staubnetz
Schräg, praktisch, gut
Grundstein einer ganzheitlichen Energieberatung
Freier Grundriss aus Kistensperrholz
Vom Ausfransen des Hauses
Demokratisches Loft
Fischglas im Klostergarten
Spielplan eines Ensembles
Villa mit folie
Fußgängersteg mit Loft
Glaspavillon im Obstgarten
Container mit Paraboloid
Hochhaus im engen Korsett
Ein gläserner Flügel
Stadtergänzung
Arbeiten unter transluzenter Lichtkontrolle
Ergonomischer Lebensraum
Ein Zelt wollte Hochzeit machen
Zeichenhafte Textiltechnologie
Hoffnung auf bessere Zeiten
Die Funktionen verweben
Bewegliche Wand
Anlenden eines Begegnungsortes
You never knew you need it
Architektonische folie
Nicht zum Einsatz gekommen
Trockenen Fußes zum Generalkonsul
Motorhaube für ein Flugtriebwerk
Eine Tasche im Hang
„Das passt nicht in unser Dorfbild“
Spannung in Film und Zelt
Der Campus als Feld
Wie die tragende Schale eines Schiffes
Im Kürbis wohnen
„Wie ein Einfamilienhaus, das wollen die Leute“
Helle Wintergartennächte
Solares Haus-im-Haus
Neptuns Hochzeit, oder das Bad als Bühne
Den Schulbetrieb des Vormittages vergessen lassen
Glashaus mit Blasebalg
Eine Laterne im Park
Der Einfluss der Dachform auf das Wohnen
Basement Flat mit viel Licht und Luft
Freisitz in den Weinbergen
Das Innere nach oben kehren
Kost und Logis im Weingarten
Testfeld für die Solarforschung
Traditionelle Physiognomien
Optimierung der funktionellen Struktur
Überdachter Kirchplatz
Konrad Frey with LOVE
Eleganter Trailer mit schwebendem Brotlaib
Seegrund mit Bootshaus und Badehütte
Ideenskizzen auf Butterbrotpapier
Uncover Bohatsch
Ein Glas im Stehen
Labyrinth für Spielernaturen
Moderne Erweiterung einer Villa
Agreed by Sol
Ein Starthaus
Eine zu ernst genommene Ausschreibung
Ideen schmieden
Kleiner Fußabdruck am Himalaya
Kunst für die Kirche
Bauen für die Generation Open Source
KF 106 - Low Budget Loft House
Bauen für die Generation Open Source
Wie lässt sich mittels preisgünstiger Baumaterialien hohe Wohnqualität schaffen? Diese Frage beschäftigte Konrad Frey seine gesamte Schaffenszeit hindurch. 2012 wird diese Überlegung mit der Planung für sein eigenes Wohnhaus in Hart bei Graz konkret. Im Low Budget Loft House ist der Name Programm: geringe finanzielle Ausgaben einerseits, Wohnen mit Loftcharakter andererseits. So will der Architekt den Beweis antreten, dass geringe Baukosten und die Schaffung großzügiger Wohnräume sich nicht ausschließen. Aus standardisierten Bauelementen, Frey nennt dies „Architektur vom Markt“, plant er sein Wohnhaus als Prototyp für ein kostengünstig zu errichtendes Fertighaus: Möglichst wenige Bauteile sollen speziell angefertigt werden.
Sondierungen des Fertighausmarktes
Während des Entwurfsprozesses erstellt Frey eine vergleichende Studie über den gegenwärtigen Fertighausmarkt. Er analysiert die Fertighäuser verschiedener Hersteller hinsichtlich Flächen, Baukonstruktion, Vorfertigungsgrad, Preisen und legt dabei besonderen Wert auf räumliche Qualitäten sowie die Grundrissorganisation.
Freys Entwurf besteht aus einer Halle mit Satteldach, deren Tragstruktur Holzbalken- und stützen bilden und die auf einer Betonbodenplatte ruht. Die als Boxen in die Halle gestellten Zimmer, in denen dienende Funktionen untergebracht sind, unterstreichen den Loftcharakter des ansonsten offenen Wohngrundrisses. Frey bezeichnet dies als „Ganzraumeinheiten unter einem großen Dach“. Das flachgeneigte Satteldach lässt eine großzügige Raumnutzung auch im oberen Geschoß zu. Dabei sorgen variierende Raumhöhen für unterschiedliche Atmosphären.
Ökonomie der Mittel
Der Baukörper ist als Prototyp, der vermeintlich keinen Kontextbezug aufweist, keineswegs losgelöst von seiner Umgebung, sondern zeigt sich angepasst an den Ort. Bewegt man sich auf den Eingang des Hauses zu, gewinnt man den Eindruck, das Gebäude wachse langsam aus der Landschaft heraus. Bis auf wenige Ausnahmen befinden sich alle Räume des Hauses auf einer Ebene und somit auf Gartenniveau. Von den Wohn- und Schlafräumen aus sind jeweils direkte Zugänge zum Außenbereich möglich. Über eine Treppe im rückwärtigen Teil des Hauses erreicht man eine Galerie, die den Freys als Atelier und Arbeitszimmer dient. Von hier aus bestehen Blickbeziehungen in Küche und Wohnbereich sowie über ein großformatiges Fenster in den Garten. Um kurze Bauzeiten gewährleisten zu können, kann das Low Budget Loft House in Trockenbauweise errichtet werden und ist es möglich, die meisten Bauteile vorgefertigt bzw. handelsüblich zu beziehen. Durch die Ausrichtung des Gebäudes, die Platzierung und Größe der Fenster sowie die Nutzungsaufteilung wird eine optimal ausgelegte passive Sonnennutzung erreicht.
In einer Notiz „zur Architekturtheorie“ stellt Frey die Frage, ob die Ökonomie der Mittel als eine Komponente von Qualität gesehen werden könne. Das Low Budget Loft House sieht er als „Architektur vom Markt“. So stellte er sich für dieses Entwurfskonzept die Frage, ob eine „Collage aus am Markt gefundenen unästhetischen Elementen zu einem ästhetischen Architekturobjekt führen kann?“ Stellt sich dem Betrachter das Low Budget Loft House zunächst als unscheinbares Wohnhaus dar, wird beim Begehen deutlich, dass Konrad Frey hier genau dies gelungen ist: ein ästhetisches Architekturobjekt aus am Markt gefundenen, vermeintlich unästhetischen Elementen.
Sophia Walk
Steiner, Barbara: Ein Prototyp: Das individuelle Baumarkthaus, in: Graz Architektur. Rationalisten, Ästheten, Magengrubenarchitekten, Demokraten, Mediakraten, Ausst.-Kat. Kunsthaus Graz/Universalmuseum Joanneum, Graz 2017, 53
Steiner, Barbara: Konrad Freys Haus in Hart bei Graz, in: Museumsblog Universalmuseum Joanneum (02.08.2016) Online unter: https://www.museum-joanneum.at/blog/konrad-freys-haus-in-hart-bei-graz/ [17.04.2019]
Titz, Walter: Ein Dach für alle Fälle, in: Kleine Zeitung, 22.06.2018, 55–57. Auch online erschienen unter dem Titel: Ein Loft-Haus fürs kleine Budget. Architekt Konrad Frey präsentiert sein Wohnkonzept. Kleine Zeitung (11.07.2018) https://www.kleinezeitung.at/zuhause/architektur/5461172/ARCHITEKT-KONRAD-FREY-PRAeSENTIERT-SEIN-WOHNKONZEPT_Ein-LoftHaus [17.04.2019]